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Die Kunst und Werkzeuge des Steinmetzes

Erfahren Sie, wie sich die Kunst der Steinmetze über die Jahrtausende entwickelt und welche wichtige Rolle ihre Werkzeuge dabei spielten.

Ein Handwerk, älter als das des Bauern

Das Handwerk des Steinmetzes ist eine gewachsene Verbindung von Tradition, handwerklichem Geschick und der Nutzung ganz eigentümlicher Werkzeuge. Diese Werkzeuge haben sich über die Jahrtausende entwickelt. Diese Kunst wurde einst von hochangesehenen Bürgern in antiken Zivilisationen wie Griechenland und Rom praktiziert. Noch viel früher, bevor die Menschen überhaupt sesshaft wurden, haben Steinmetze gewaltige Steinbrocken ausgegraben, transportiert und künstlerisch zugehauen. Die Ausgrabungen in Göbekli Tepe in der Türkei sind teilweise über 11.000 Jahre alt, überwältigen aber auch den modernen Menschen in ihrer Größe und ihrer Kunstfertigkeit. Schon vor 20.000 Jahren gab es Halbreliefdarstellungen an Felsgesteinen in der Dordogne. Ihre gekonnte Anfertigung zeigt, dass diese Kunst schon lange Bestandteil des täglichen Lebens gewesen sein muss. Wenn es auch nach dem Rückzug der Römer in Mitteleuropa einige Jahrhunderte des Stillstands in der Entwicklung dieses Handwerks gegeben hat, haben sich der Beruf des Steinmetzes und viele seiner frühen Werkzeuge bis in die moderne Zeit bewahrt. Die Essenz der Arbeit ist im Kern gleichgeblieben.

Ein Handwerk, älter als das des Bauern

Die Evolution der Steinmetzwerkzeuge

Von der Antike bis ins frühe Mittelalter, als in Deutschland mit dem Bau von Klöstern und Kirchen das Handwerk erblühte, haben Steinmetze ihre Fähigkeiten und Werkzeuge stetig weiterentwickelt. Jedoch wurden die altbewährten Werkzeuge beibehalten und haben sich in Form und Anwendungsweise bis heute kaum verändert. So gibt es bis heute die Fleche, Fläche oder auch Zahnfläche, ein ein- oder auch beidhändig geführtes Steinbeil mit gezackter Schneide. Ein anderes Beispiel ist der Hundezahn, dessen zwei Spitzen verhindern, dass dieser Meißel beim Bearbeiten von Weichgestein stecken bleibt. Das sind Werkzeuge, die bereits in der Antike zur Grundausstattung eines Steinmetzes gehörten. Die Zahnfläche lässt sich bis mindestens ins 5. vorchristliche Jahrhundert nachweisen. Solche Werkzeuge, deren heutige Namen zum Teil noch aus dem Mittelhochdeutschen stammen, zeugen von der relativen Abgeschlossenheit der Gilde und der Bewahrung ihrer Geheimnisse und Techniken.

Das Geschirr des Steinmetzes

Das „Geschirr“ eines Steinmetzes ist seine Sammlung von Werkzeugen, die er wie seinen Augapfel hütet. Sie stellen inzwischen eine Verbindung von Tradition und moderner Technik dar. Dazu gehören heute natürlich auch elektrisch betriebene Werkzeuge wie die Steinkreissäge und verschiedene handgeführte Elektrowerkzeuge. Sie haben die Arbeit beschleunigt und erleichtert. Jedoch besteht weiterhin die Notwendigkeit für feinfühlige Handarbeit bei der Feinbearbeitung. Der Steinmetz von heute muss daher sowohl körperlich robust als auch sensibel im Umgang mit dem Material sein. Zur Ausbildung gehören natürlich viele weitere Bestandteile, wie wesentliche Kenntnisse in der Mathematik, ein umfassendes Wissen über Steinsorten, ihre Eigenschaften und Herkunft. Jeder moderne Steinmetz weiß dazu über die Auswirkungen der Umwelt auf die Steine Bescheid und kennt sich mit den unzähligen Vorschriften und Regelungen z.B. der Friedhofsordnungen in Bezug auf die Grabsteingestaltung aus.

Das Geschirr des Steinmetzes

Alte aber bewährte Verfahren

Die Werkzeuge eines Steinmetzes sind vielfältig und auf spezifische Aufgaben zugeschnitten (siehe auch den Abschnitt “Spezifische Werkzeuge und ihre Zwecke”). Bis heute existieren viele Verfahren, die eine uralte Geschichte aufweisen können. So gibt es die Tradition der Klangprobe, mit der der Stein auf innere Risse geprüft wird. Bevor ein Werkstein bearbeitet wird, verwendet der Steinmetz einen Fäustel oder ein schweres Holzstück und schlägt damit auf den Stein. Am erzeugten Klang kann er heraushören, ob das Werkstück Stiche oder lockere Schichten enthält. Die Steinmetze reden von Stichen, wenn sie Risse im Gestein meinen. Wenn die Probe einen dumpfen Klang oder ein Klappern ergibt, ist der Stein in seiner Integrität beschädigt. Das lässt sich von außen meist nicht erkennen. Nur hell klingende Werksteine sind für die weitere Bearbeitung geeignet. Die Klangprobe zeigt die Verlässlichkeit althergebrachter Techniken. Sie bleiben weiterhin von Bedeutung, denn wenn auch eine moderne Analyse genauer sein mag, sie ist viel zeitaufwendiger und damit teurer. Werkzeuge wie der Fäustel, der Knüpfel und verschiedene Arten von Meißeln sind unerlässlich für die grobe und feine Bearbeitung des Steins. Neben den grundlegenden Werkzeugen existieren Spezialwerkzeuge wie das Zahneisen für die Erstellung von Texturen oder das Schrifteisen für Inschriften, die die Fähigkeit des Steinmetzes zur präzisen Arbeit unterstreichen. Diese Werkzeuge, von denen einige eine lange Geschichte haben, bleiben bis heute entscheidend für die künstlerische und funktionale Gestaltung von Stein.

Alte aber bewährte Verfahren

Spezifische Werkzeuge und ihre Zwecke

Um die Vielfalt und Spezialisierung der Steinmetzwerkzeuge besser zu verstehen, haben wir hier eine detaillierte Aufzählung zusammengestellt, die aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.:

  • Fäustel: Ein Hammer, der für grobe Arbeiten verwendet wird, um Meißel anzutreiben und große Teile des Steins zu entfernen.
  • Knüpfel (Klüpfel): Ein Schlagwerkzeug aus hartem Holz für feinere Arbeiten, das den Stein und die Meißel schont.
  • Spitzzeisen: Ein dornartiges Werkzeug für präzise Arbeiten in Hart- und Weichstein. Für Weichgestein hat es einen Knüpfel- und für das Hartgestein einen Fäustelkopf. Es dient bei der Steinbearbeitung in erster Linie zum Abarbeiten der Bosse, also der Überstände.
  • Bossiereisen: Diese besondere Form des Spitzeisens ist ein etwas größer dimensioniertes Spitzeisen, das zum Abspitzen großer Steinüberstände eingesetzt wird, früher vor allem in Steinbrüchen verwendet.
  • Scharriereisen: Ein Meißel zum Glätten und Feinbearbeiten von Oberflächen.
  • Zahnfläche: Dieses schon erwähnte antike Werkzeug hat die Form eines zweischneidigen Beils. Die zahnähnlich gezackten Schneiden haben eine Breite von ca. acht Zentimetern. Mit der Zahnfläche wird die raue Steinoberfläche durch Aufschlagen eingeebnet.
  • Zahneisen: Ein Flachmeißel mit gezahnter Schneide dient dagegen für die Gestaltung von Texturen im Stein.
  • Schlageisen: Ein Werkzeug mit einer breiten Schneide, das zum Herstellen ebener Flächen durch Schläge an den Rändern verwendet wird.
  • Beizeisen: Ein schmales, scharfes Werkzeug für die Erstellung von Kanten und feinen Details.
  • Sprengeisen: Ein Meißel mit Hartmetalleinlage für das Spalten von Steinen bei der groben Formgebung.
  • Schrifteisen: Ein keilförmiges Beizeisen für das Einhauen von Inschriften und feinen Linien.

Moderne Werkzeuge

  • Steinkreissäge: Eine elektrisch betriebene Säge für das Zuschneiden großer Natursteinblöcke.
  • Winkelschleifer und Stabschleifer: Elektrowerkzeuge mit verschiedenen Aufsätzen für das Schleifen, Polieren und Formen von Stein.

Zusammenfassung

Die Werkzeuge des Steinmetzes, von historischen Handwerkzeugen bis hin zu modernen Maschinen, stellen also das Herzstück dieses altehrwürdigen Handwerks dar. Sie ermöglichen es, mit Präzision und Kunstfertigkeit Materialien zu formen, deren Beständigkeit und Schönheit die Menschen überall auf der Welt beeindrucken. Die sorgfältige Ausbildung und beständige Anwendung dieser Werkzeuge zeigt die tiefe Verbindung der Steinmetze zu ihrem Handwerk und garantiert die Weitergabe dieser alten Kunst an zukünftige Generationen.